Maria liest

Frauen-Leset

Maria ist auch eine Lesende –
nicht nur die Mutter Jesu, Gottesgebärerin, Himmelskönigin, junge Frau. Sie kann in jeder Lebenslage lesen. In ruhigen Momenten, als der Engel sie besucht, der ihr ihre Schwangerschaft ankündigt. Sie liest kurz nach der Entbindung – es gibt sogar Bilder, da sitzt sie bei der Flucht nach Ägypten lesend auf dem Esel, während Josef, das Kind auf dem Arm und die Zügel in der Hand, vorausgeht.
Die lesende Maria ist etwas Besonderes. Einerseits, weil lesende Frauen lange nicht zum Alltag gehörten. Die meisten Menschen waren lange Zeit Analphabeten, Frauen noch häufiger als Männer.
Und: Frauen, die lesen, galten als gefährlich. Sie fangen womöglich an, sich Gedanken zu machen und die Welt auf den Kopf zu stellen - und die Visionen in dem Lied, das Maria nach dem Besuch des Engels singt, werden Realität: Gott stürzt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Französische Buchmalerei, 15. Jahrhundert

In dieser Frauen-Tradition lesen wir Frauen Romane von Autorinnen
und diskutieren zusammen im Pfrundhaus Kirchlindach.

Zweimal jährlich begrüssen wir zudem eine
Autorin in der Kirche
Sie liest aus ihren Büchern und wir diskutieren zusammen.
Dieser Anlass ist offen für alle Interessierten. Siehe dazu die separaten Ankündigungen.

Jahresprogramm 2025


Freitag, 26. September Corinne Ammann: über-leben
Pfrundhaus, 19.30 Uhr Edition Bücherlese 2024
Res Buhme fasst sich ein Herz. An einem trüben Vorabend zieht er aus, um bei einem säumigen Zahler eine längst fällige Schuld einzutreiben. Der Hochnebel drückt seit Wochen aufs Land. Genauso drückend ist die Situation von Res und seiner Familie. Sie scheinen vom Unglück verfolgt. Es fehlt am Lebensnotwendigsten, um den Winter zu überstehen. Und es fehlt an der nötigen Solidarität unter den Leuten und an kleinen Zeichen des guten Willens, die helfen würden, die Not der Familie zu lindern. Dem Roman vorangestellt ist: »Menschen sind schon früher weggezogen, ins Nachbardorf, in die nächste Stadt, in ein fremdes Land, wenn sie zu wenig zu essen hatten oder um ihr Leben bangten.« Die Hoffnung der Familie, dass in der Stadt ein Neuanfang gelingen könnte, ist groß. Behörden, Kirche und viele Alteingesessene geben den Zugezogenen allerdings wenig Unterstützung und das Misstrauen scheint oft unüberwindbar.
Die Autorin ist in der Lesegruppe anwesend.

Donnerstag, 13. November, 19.30 Uhr Autorin in der Kirche
Barbara Schibli: Flimmern im Ohr, Dörlemann 2024